Wie oft haben wir diesen Satz in den letzten Jahren schon gehört: Das ATS ist tot! „Applicant-Tracking-Systeme sind Systeme von gestern“ ist eine Aussage, die ich immer wieder in Blog-Artikeln und Präsentationen von aufstrebenden Recruiting-Systemen und sogar von Analysten gelesen habe. Und doch wächst der ATS-Markt weiterhin mit erstaunlichen 8 % pro Jahr und wird bis 2026 voraussichtlich 2,34 Milliarden erreichen. Alle großen Unternehmen haben ein solches System oder geben Millionen aus, um es zu ersetzen und zu implementieren. Der Grund dafür ist einfach: Das Tracking von Bewerbern ist auch in Zukunft eine Notwendigkeit.
Die Lage der Nation: der aktuelle ATS-Markt im Fokus
Um die Gründe für diese Behauptung zu verstehen, müssen wir die aktuelle Marktsituation der Recruiting-Systeme analysieren. Auf der einen Seite stehen die alten ATS-Anbieter, die diese Kategorie eingeführt haben und um ihr Überleben kämpfen, indem sie andere Unternehmen aufkaufen oder sogar ihre Altsysteme ausrangieren und ihren Kunden ein neues Plattformwunder versprechen, das keinen klaren Horizont besitzt.
Und auf der anderen Seite gibt es eine neue Generation von Anbietern, nämlich die Söhne und Töchter des Social-Media-Zeitalters – und vor allem des Risikokapitals. Sie haben den Bedarf großer Unternehmen für die Talentgewinnung auf etwas reduziert, das eher wie eine Social-Media-Plattform als eine Business-Transformation-Plattform aussieht. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – die Talentgewinnung ist wie jede andere Maßnahme, an der verschiedene Akteure beteiligt sind, ein soziales Unterfangen, aber keineswegs so banal wie das Teilen eines Bilds vom Mittagessen. Die Ausrichtung der Talentgewinnung auf die Kernziele des Unternehmens, die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen, die Abwicklung des Recruitings über verschiedene Unternehmensbereiche hinweg auf globaler Ebene, die Erfassung und Verarbeitung komplexer Daten und die Anpassung an die Bedürfnisse einzelner Akteure sind nur einige der großen Herausforderungen, denen sich die TA-Teams in ihrem Arbeitsalltag stellen müssen.
Das Punktproblem
Im letzten Jahrzehnt haben wir außerdem den Aufstieg und Fall einer breiten Palette von Punktlösungen erlebt. Wahrscheinlich können wir alle mindestens 10 Systeme aufzählen, die eine Zeit lang im Trend lagen und schließlich ihren Reiz verloren. Von der unterstützten Suche bis hin zu mobilen Anwendungssystemen stellten einige wirklich interessante Technologien dar, aber zumeist handelte es sich dabei nur um Flicken, die die Unzulänglichkeiten der Altsysteme überdecken sollten. In gewisser Weise lenkten sie den Markt ab und führten zu Punktlösungen, welche die Angst nehmen sollten, etwas zu verpassen.
Insgesamt konnten diese Flicken in den meisten Fällen die traditionellen ATS-Lösungen nicht vor sich selbst retten und wurden zu einem weiteren Integrationspunkt, der hin und wieder zu Problemen führte. Darüber hinaus führte die fehlende Zentralisierung dazu, dass sich die Recruiter bei einem weiteren System einloggen mussten und die Daten über verschiedene Plattformen verstreut waren, was wiederum auch die Berichterstattung erschwerte. Obwohl sie also einige Verbesserungen am derzeitigen TA-Tech-Stack mancher Unternehmen erzielten, verzögerte sich für die meisten nur das Unvermeidliche: die Suche nach einem neuen ATS.
Woher stammt dann also die Behauptung, das ATS sei tot?
In erster Linie klingt das wie eine Behauptung, die mit dem Status quo brechen und Ihnen etwas Neues und Frisches bieten will. Spannend, oder? Aber ist es das wirklich? Einer der Hauptmängel der bisherigen Applicant-Tracking-Systeme besteht darin, dass sie nicht dafür konzipiert wurden, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Sie wurden so konzipiert, dass sie genau das tun, was sie getan haben, und zwar genau auf die Weise, wie sie es getan haben. Als sich also die sozialen Interaktionen, die Erwartungen der Verbraucher und die gesamte Technologie weiterentwickelten, blieben sie einfach dahinter zurück. Sie waren nicht in der Lage, Veränderungen aufzunehmen und sie zu nutzen, um ihre Angebote für ihr (neues) Zeitalter relevant zu machen.
Die neue Welle von Recruiting-Plattformen, die „ATS-Verweigerer“, wie ich sie von nun an nennen werde, betraten den Markt mit dem Versprechen, dass ihre Systeme relevant sind und die Erwartungen der Menschen von heute erfüllen. Woran die Menschen heute gewöhnt sind. Das Schlüsselwort dabei ist heute. Denn dort werden die ATS-Verweigerer eins mit dem, was sie verweigern. Aufgrund ihrer Architektur sind sie dem sehr ähnlich, was bisherige ATS-Anbieter sind: äußerst eindimensional. Sie werden mit einer sehr spezifischen Geschäftslogik in ihrem Code erstellt, die auf den Best Practices von heute basiert. Das ist so, als würde man eine Straße bauen, die an einer Klippe endet. Dieselbe Klippe, von der die traditionellen Anbieter jetzt herabstürzen: Veränderung.
Ein neues ATS: entwickelt für Veränderung
Wir sind uns alle einig, dass die bisherigen ATS-Systeme nicht das sind, was die Unternehmen brauchen, um angesichts des Ausmaßes an Disruption und Innovation in der heutigen Zeit Schritt zu halten. Dies bedeutet jedoch nicht, dass sie kein ATS benötigen. Es bedeutet nur, dass das ATS neu definiert werden muss. Doch das kann nicht einfach bloß eine Namensänderung, ein extravaganter Slogan oder die Einführung einiger glanzvoller neuer Funktionen sein. Das Fundament muss neu ausgehoben werden. Das neue ATS muss Innovation ermöglichen, erweiterbar sein und sollte frei von Disruption sein. Das kann wiederum nur mit einem Plattform-Modell erreicht werden, das Unternehmen die Möglichkeit gibt, das System als eigenes Innovationslabor zu nutzen.
Gerade hier haben die ATS, sowohl die traditionellen als auch die neuen, massiv versagt: Sie haben die Kunden in ihren Recruiting-Methoden gefangen. Sie ermöglichen die Recruiting-Methoden nicht, sondern ganz im Gegenteil: Sie schränken sie ein. Und genau daran haben wir bei Avature seit der Gründung gearbeitet: Wir haben unser System als ein Geschäfts- und Innovationsinstrument konzipiert, das als ATS eingesetzt werden kann. Das Wichtigste: Es lässt sich so verwenden, wie unsere Kunden ihr ATS für richtig halten. Wir wissen, dass sich dies im Laufe der Zeit verändern wird, dass es komplexer, einfacher oder auch nur anders werden kann. Deshalb wurde Avature so aufgebaut, dass es sich gemeinsam mit Ihnen verändern und anpassen kann. Auf diese Weise haben wir unseren Code aufgebaut, und so hat er sich in den letzten 10 Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Veränderungen zu ermöglichen ist in unsere Systemarchitektur fest integriert. Wir sind fest davon überzeugt, dass dies das Besondere an Avature ist.*
Das ATS ist tot – lang lebe das ATS
Deshalb ist „das ATS ist tot“ nicht nur eine falsche Behauptung, der es an Tiefgang mangelt, sondern auch eine Falle: Es handelt sich um einen als Schaf verkleideten Wolf. Es ist ein als Unicorn verkleidetes altes ATS. Ich bin überzeugt, dass die wirklich bedeutsamen Fragen lauten: Wie wird Ihr System Ihnen die Möglichkeit geben, die Veränderungen zu akzeptieren, die Sie ignorieren? Werden Sie darüber hinauswachsen? Inwiefern bietet Ihr aktuelles System die Möglichkeit, alles vollständig auf den Kopf zu stellen? Wenn die von Ihnen verwendete Technologie keine vernünftige Antwort auf diese Fragen hat, ist das beunruhigend. Denn das lässt sich nicht so einfach ändern. Ein System aufzufordern, etwas anderes zu tun, als es seine Architektur vorschreibt, ist wie ein Huhn zu bitten, ein Adler zu sein: Es wird nicht sehr hoch fliegen.
* Das denken nicht nur wir. Die Brandon Hall Group zeichnete das Avature ATS im Dezember 2019 mit seinem Gold-Award für den größten Fortschritt in der TA-Technologie aus. Nach ihren Worten verbindet das Avature ATS moderne Webtechnologie mit leistungsstarker Anpassung und Automatisierung, und sie waren von den erzielten Ergebnissen unserer Kunden beeindruckt.